Digitalisierung & Vermessung
Der Transfer der dinglichen in die digitale Friedhofs(daten)welt
Die Ausgangslage
Die Nutzung digitaler Daten unterstützt sowohl Planungs- als auch Verwaltungsprozesse. Im Bereich Friedhofsentwicklung und Friedhofsverwaltung kann und sollte sie vielfältig eingesetzt werden, idealer Weise lückenlos aufeinander abgestimmt.
Nicht jede Friedhofsverwaltung verfügt bereits über diese Möglichkeiten. Während einige Verwaltungen durch Spezialsoftware unterstützt den Friedhof managen, müssen andere noch zahlreiche Tabellen und Papierpläne für fortwährende händische Eintragungen und Überschreibungen nutzen.
Präzise Grundlagen für präzise Planung
Die Friedhofsplanung arbeitet immer mit digitalen Plänen und Daten. Für eine Friedhofskonzeption wird als digitale Grundlage eine Friedhofsvermessung benötigt, die verschiedenen Qualitätsanforderungen genügen und eine Vielfalt von Aspekten abbilden muss. Dazu gehört auch die Darstellung der Grabablaufzeiträume zu einem Stichtag X. Diese einzelgrabbezogenen Informationen, die von der Verwaltung zugeliefert werden müssen, verknüpfen also die Datenhaltung der Verwaltung mit der Planungsgrundlage der Planenden.
Die Erfahrung zeigt, dass in den Verwaltungsdaten immer Fehler zu finden sind – weniger, wenn Verwaltungssoftware im Einsatz ist, deutlich mehr, wenn viele Personen über Jahrzehnte Datenpflege ohne digitale Unterstützung betreiben mussten. Zum Beispiel finden sich im Vermessungsplan Gräber, für die es keine Datensätze gibt, oder es tauchen Datensätze auf, für die auf dem Friedhof kein Grab existiert – die Angaben von Daten und Plan sind damit widersprüchlich. Eine oft langwierige Aufgabe, die wir bei der Erstellung von vollständigen und fehlerfreien digitalen Planungsgrundlagen bewältigen, ist also das Aufklären dieser Widersprüche in Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Als Ergebnis unserer Digitalisierungsarbeit erhalten die Planenden eine präzise Planungsgrundlage und die Verwaltung verfügt über bereinigte Datensätze, die dann natürlich weiter gepflegt werden müssen.
Aktives Friedhofsmanagement mit Softwareunterstützung
Nachdem die Fehlerquelle bei der Datenpflege immer der Mensch ist, sollten Friedhofsverwaltende bei ihrer Arbeit von ihren Städten und Gemeinden durch geeignete Software unterstützt werden – der Markt bietet dazu verschiedene Alternativen. Die Digitalisierungsarbeiten für die Friedhofskonzeption sind guter Anlass und Zeitpunkt, diese einzuführen, falls noch nicht geschehen. Darüber hinaus ist ein langfristiges, planungsbasiertes, aktives Friedhofsmanagement, das sich von rein reagierender Friedhofsverwaltung unterscheidet, ohne digitale Unterstützung kaum vorstellbar.
Das Vorgehen
1. Herstellen des Vermessungsplans
Sollten auftraggeberseitig geeignete aktuelle Vermessungsgrundlagen vorliegen, können diese verwendet werden. Andernfalls ist entweder die Nachbearbeitung vorhandener Dateien oder die vollständige Erstellung einer Vermessungsgrundlage durch Luftbildauswertung mit ggf. ergänzenden Vermessungsleistungen nötig.
2. Herstellen der Grabablaufpläne für den Grundplan
Die Grabdaten werden mit einer speziellen Software unseres Digitalisierungspartners aus der Friedhofsdatenbank übernommen, bei Gemeinden ohne Friedhofsdatenbank wird der Verwaltung ersatzweise eine Excel-Vorlage zum Dateneintrag zur Verfügung gestellt. Widersprüche zwischen Daten und Vermessungsgrundlage, die sich im Laufe der weiteren Bearbeitung herausstellen, werden der Verwaltung mitgeteilt, um die Klärung herbeizuführen. Aus den bereinigten Daten erstellen wir auf Basis des lagegenauen Vermessungsplans die Grabablaufpläne, die die Grababläufe in bestimmte Zeitspannen geclustert grafisch darstellen.
Die Grabablaufpläne sind reine Planungsgrundlagen. Für Verwaltungszwecke müssen Grabablaufdarstellungen immer wieder aktualisierbar sein und daher verwaltungsseitig aus dem Friedhofsverwaltungsprogramm direkt erzeugt werden.
Begrifflichkeiten
Übersichtsplan eines Friedhofs, der alle Elemente des Friedhofs wie Wege, Gräber, Brunnen, Mauern, Bäume und Hecken etc. sowie eine Reihe von Höhenangaben (Fachbegriff: Höhenkoten) in ihrer tatsächlichen Größe und Lage auf dem Friedhof darstellt. Der Vermessungsplan wird im Gemeindeauftrag durch ein Fachbüro erstellt oder über WEIHER an das Netzwerk-Fachbüro beauftragt. Der Vermessungsplan ist die Grundlage für die Erarbeitung des Grabablaufplans, mit diesem zum Grundplan vereint bildet er die Grundlage der späteren Erarbeitung der Friedhofskonzeption. Er muss daher zwingend einer Reihe von Qualitätsanforderungen genügen.
Auf Basis eines Vermessungsplans werden den Gräbern unterschiedliche Farbschraffuren zugewiesen, die für einen bestimmten Grabablaufzeitraum stehen. Diese beruhen auf den Grabablaufangaben der Verwaltung. Der Grabablaufplan zeigt damit an, wann die einzelnen Gräber frühestmöglich frei werden. Für die Friedhofskonzeption werden die Daten zu einem Stichtag quasi „eingefroren“, daher ist er eine Momentaufnahme. Für die Planung bildet er damit einen wesentlichen Hintergrund, für Verwaltungszwecke, die auf tagesaktuelle Pläne angewiesen sind, ist er jedoch nicht verwendbar.
Der Grabablaufplan ist kein eigenständiger Plan, sondern er besteht aus in die Vermessungsdatei integrierten Darstellungsebenen, den sog. Layern, die diese Informationen tragen, wodurch der Vermessungsplan zum Grundplan für die Erarbeitung der Friedhofskonzeption wird.
Der Grundplan ist die Plangrundlage für die Erarbeitung der Friedhofskonzeption. Er besteht aus dem Vermessungsplan, der um den Grabablaufplan erweitert wurde. Er wird in einem Datenformat benötigt und erstellt, das für die Weiterbearbeitung mit einem CAD-Programm geeignet ist, i.d.R. als dwg-Datei oder im Datenaustauschformat dxf. Diese Dateiformate können nur mit speziellen Zeichenprogrammen wie z.B. AutoCAD geöffnet und gelesen werden.
Mit dem Begriff digitaler Friedhofsplan ist der Grabbelegungsplan mit Datensätzen der Verwaltung, der aus einem Friedhofsverwaltungsprogramm erzeugt wurde, gemeint. Dieser wird von WEIHER (PBSGEO) genutzt, um daraus den Grabablaufplan zu erstellen. Gleichzeitig dient dieser Vorgang der Kontrolle, ob für alle vorhandenen Datensätze auch Gräber auf dem Friedhof da sind, oder ob Gräber dort vermessen wurden, für die es keine entsprechenden Datensätze gibt. Werden solche Unstimmigkeiten zwischen Digitalisierung und Vermessungsplan gefunden, führt dies zu Rückfragen bzw. der Bitte an die Verwaltung, den tatsächlichen Sachverhalt zu klären. Im Ergebnis sind auf diese Weise sowohl die Datensätze der Verwaltung als auch der Grundplan für die Friedhofskonzeption um Fehlinformationen bereinigt.
Wenn gemeindeseitig kein digitaler Friedhofsplan geliefert werden kann, muss dieser im Rahmen des Projektes erstellt werden.
Digitale Orthofotos sind verzerrungsfreie und maßstabsgetreue Luftbilder, die durch photogrammetrische Verfahren aus Luft- oder Satellitenbildern abgeleitet werden. Sie werden für die Erstellung eines Plans vergleichbar dem klassischen Vermessungsplan benötigt. Die Auswertung von Orthofotos spart gegenüber der klassischen Vermessung Zeit und Kosten. Digitale Orthofotos gehören zu den sog. Geobasisdaten, den Daten des amtlichen Vermessungswesens. Die sog. Bodenauflösung der verwendeten bzw. verlangten Orthofotos beträgt 20 cm, d.h. die Darstellungen im Plan weichen abhängig von den zur Verfügung gestellten Orthofotos um ca. 20 cm von der Realität vor Ort ab. Für die Friedhofskonzeption ist diese Abweichung noch tolerierbar.
Mit Laserscanning und Tachymeter
Ergänzende Vermessungsleistungen sind dort erforderlich, wo die Auswertung der digitalen Orthofotos nicht zum Ziel führt, z.B. weil Baumkronen den Erdboden verstellen oder verschatten. Mit terrestrischem Laserscanning wird die Geländeoberfläche gescannt, also flächenmäßig in gleichmäßigen Abtastschritten horizontal und vertikal erfasst. So lassen sich schnell hochpräzise Punktwolken errechnen, aus denen digitale Geländemodelle und Lagepläne abgeleitet werden können. Das Tachymeter ist ein Gerät, mit dem man Horizontalrichtungen, Vertikalwinkel und Schrägstrecken zum Zielpunkt ermitteln kann. Beide Methoden dienen dem präzisen Auf- und Einmessung von Punkten.
Synonym: Friedhofsprogramm
Teil des Friedhofsverwaltungsprogramms. Eine Datenbank ist eine organisierte Sammlung von strukturierten Informationen oder Daten, elektronisch in einem Computersystem gespeichert. Die wesentliche Aufgabe einer Datenbank ist es, große Datenmengen effizient, widerspruchsfrei und dauerhaft zu speichern und benötigte Teilmengen in unterschiedlichen, bedarfsgerechten Darstellungsformen für Benutzer und Anwendungsprogramme bereitzustellen.
Eine Schnittstelle ist ein Teil eines Systems, das der Kommunikation dient. In der IT ist eine Schnittstelle eine Übergangsstelle von einem Softwaresystem zu anderen Programmen, die zu deren Anbindung zur Verfügung gestellt wird. Über diese Schnittstelle findet der Datenaustausch oder die Datenverarbeitung statt. Die von WEIHER (PBSGEO) eingesetzte Software zum Einlesen der Kundendatenbank zwecks Aufbau des digitalen Friedhofsplans verfügt über eine solche Schnittstelle. Die Friedhofsverwaltungssoftware der Gemeinde muss das Auslesen der Daten aus der Friedhofsdatenbank zulassen (Verknüpfung mit der Friedhofsdatenbank), sonst erschwert dies den Datenimport und -export.
Umrechnung von Gräbern zu Grabstellen im Rahmen der Angebotserstellung, damit überschlägig für ein Angebot die richtige Anzahl der Grabstellen angesetzt werden kann. Oftmals ist es so, dass Verwaltungen nur die Anzahl der Gräber und nicht die Anzahl der Grabstellen benennen können. Dies ist aber nur relevant für Friedhofsprogramme, die auf Basis von Grabstellen arbeiten.
Verbindung eines im Plan gezeigte Grabes mit dem zugeordneten Datensatz im Friedhofsprogramm.
Eine Massendatenerfassung wiederholt die gewünschte Zuordnung einer großen Anzahl von Daten zu Gräbern, Grabstellen und zugehörigen Grabdaten automatisiert. Dies funktioniert nur dann, wenn diese Informationen fehlerfrei und ohne nicht zuordnungsfähige Restdatensätze zueinander passen. Ergeben sich Widersprüche, ist die Abstimmung mit den zuständigen Mitarbeitern der Verwaltung zwecks Bereinigung der Datensätze notwendig und die Massendatenerfassung nicht möglich (s. auch „Digitalisierung“).
Darstellungen von Gräbern im Vermessungsplan und Grabdatensätze der Verwaltung passen nicht immer zusammen. Zum Beispiel fehlen für im Plan dargestellten Gräbern Datensätze, oder aber Datensätze liegen vor, für die es laut Plan kein Grab gibt. Derartige Unstimmigkeiten, die im Zuge der Erstellung von Grabablaufplänen (siehe „Grabablaufplan“) auffallen, werden von WEIHER (PBSGEO) der Verwaltung mit der Bitte um Abklärung gemeldet, was diese in Rücksprache mit WEIHER (PBSGEO) durchführt, z.B. durch Überprüfung der Datensätze und Abgleich mit der zugehörigen Örtlichkeit im Feldvergleich (siehe „Feldvergleich“).
Ein Feldvergleich ist eine Begehung der Örtlichkeit, um diese mit den vorliegenden Informationen abzugleichen und Datensätze oder Plandarstellungen der Wirklichkeit anzupassen. Z.B. kann ein Datensatz für ein Grab vorliegen, das im Vermessungsplan nicht dargestellt ist. Dies muss dann örtlich überprüft werden: Vielleicht wurde das Grab bereits abgeräumt, aber der Datensatz nicht angepasst; vielleicht wurde es bei der Vermessung vergessen; vielleicht war es bei der Vermessung auch einfach nicht erkennbar, weil es ein nicht gekennzeichnetes Rasengrab ist. Der Feldvergleich dient somit der Ergänzung von Unterlagen oder der Klärung von Widersprüchen innerhalb der vorliegenden Informationen „Plan“ und „Datensatz“ (siehe „Klärung von Widersprüchen“).
Datenimporte sind erforderlich, um die Daten aus den bestehenden Systemen des Auftraggebers zu übernehmen. Mit dem Datenexport können die Daten wieder in die Systeme des Auftraggebers zurückgeschrieben werden. Datenimporte und -exporte sind dann erforderlich, wenn eine Schnittstelle zum Friedhofverwaltungsprogramm nicht möglich ist.
s. auch „Schnittstelle zum Friedhofsverwaltungsprogramm“
Was bringen Digitalisierung & Vermessung für sie?
Nutzen für den Friedhofsbetreiber
- Präzise Aussagen über Friedhofsstrukturen
- Grabdatenbestand erfährt Kontrolle und Bereinigung
- Pläne lassen sich vielfältig weiterverwenden
Nutzen für die Bürger/Innen
- Können von besseren, digitalen Angeboten des Friedhofsbetreibers profitieren
Nutzen für die Gewerke
- Präzise Ausführungsunterlagen werden möglich