Quelle: 28.07.2021 05:30, Nicole Mohn, Nürtinger Zeitung
Die Gemeinde Wolfschlugen lässt ein zukunftsfähiges Rahmenprogramm für Grabfelder und Anlagen erstellen. Wenn der Entwurf im Januar oder Februar vorliegt, sollen auch die Bürger in den weiteren Prozess mit einbezogen werden.
WOLFSCHLUGEN. Ganz genau nimmt die Gemeinde Wolfschlugen derzeit den Waldfriedhof unter die Lupe. Welche Probleme gibt es, wie kann der Friedhof nachhaltig entwickelt werden und was soll in Sachen Gestaltung geschehen? Ein Konzept soll künftig die Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung vorgeben.
Anfang Juni hatte die Gemeinde zu einem Strategietag zum Waldfriedhof eingeladen, um die Bestandsaufnahme anzustoßen und auch von Bürgerseite Stimmen zu sammeln. Beim Thema Friedhof gilt es viele Dinge zu berücksichtigen. Friedhof-Experte Stefan Lubowitzki von der Firma Weiher, die die Gemeinde bei der Entwicklung eines neuen Friedhofkonzeptes unterstützen wird, sprach am Montagabend im Gemeinderat von sieben Dimensionen, die dabei eine Rolle spielen.
Zum einen ist da das weite Feld des Grabangebotes. Mehr Vielfalt wünschen sich die Bürger. Zum Beispiel das Thema Baumbestattungen wurde angesprochen auch die Nachfrage nach kleineren und pflegeleichteren Gräbern habe es gegeben, so Lubowitzki.
Unter die Lupe nehmen die Experten zudem die Fläche. Aufgefallen sei ihnen, dass der Friedhof teilweise sehr hoch verdichtet sei. Andere Flächen laufen derzeit leer oder sind es bereits. Zudem rückt er den Zustand der Wege und die Barrierefreiheit in den Fokus. Ein Friedhof ist zum einen ein Ort der Trauer mit sehr privaten Momenten. Darüber hinaus spielt die Aufenthaltsqualität und die Kommunikation eine wichtige Rolle. Im Bereich der Aussegnungshalle beispielsweise sieht Lubowitzki Nachholbedarf in puncto Begegnungsmöglichkeiten. Hingegen solle an den Gräbern selbst die Privatsphäre der Trauernden im Vordergrund stehen.
Der Faktor Zeit spielt beim Flächenmanagement eines Friedhofes eine große Rolle. Bei der Belegung von Gräbern müsse darauf geachtet werden, dass die Liegezeiten möglichst zeitgleich auslaufen. Anderenfalls könne ein einzelnes Grab das gesamte Feld blockieren.
Mit einiger Sorge betrachtet der Fachmann die Bodenverhältnisse auf dem Friedhof. In Teilen sei die Erde sehr trocken und verdichtet, in anderen eine Sargbestattung wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht sinnvoll. Ein Problem, das in der Gemeinde bekannt ist. „Deshalb vergeben wir auch keine doppelttiefen Gräber mehr“, erklärte Bürgermeister Matthias Ruckh. Weitere Untersuchungen des Bodens hat die Verwaltung bereits angestoßen.
Handlungsbedarf sieht Lubowitzki auch bei den Aufbahrungsräumen in der Aussegnungshalle. „Die sind sehr dunkel, die können wärmer gestaltet werden“, sagt er. Weitere Punkte sind die sanitären Anlagen und der Eingangsbereich.
Wichtiger Faktor ist auch die Wirtschaftlichkeit des Friedhofes. „Die Aufwände werden immer teurer“, so der Fachmann. Würde man an die Gebühren rangehen, sei dies nur eine Reaktion, ändere aber an den hohen Aufwendungen nichts. So könne ein gutes Flächenmanagement helfen, Überhangflächen zu verhindern, deren Pflege zeit- und personalintensiv sei. Nachzudenken sei auch darüber, wie die Gebühren fair gestaltet werden können. So bleibe derzeit bei einem Grab in einer Wiesenfläche die Pflege an der Kommune hängen. „Das sind Kosten, die man umlegen kann“, meint Lubowitzki.
Für die Aussegnungshalle wird 2022 ein Betrag im Haushalt eingestellt
Bernd Schäfer von der Unabhängigen Wählervereinigung Wolfschlugen (UW) lobte den Strategietag. Er habe viele gute Erkenntnisse mitgenommen. Es seien aber auch viele Fragen aufgekommen. Wichtig sind dem Vertreter der UW, wo es überhaupt noch Einflussmöglichkeiten auf das Konzept gibt – seitens des Gemeinderats sowie der Bevölkerung. „Wie das geht, kann ich im Augenblick nicht greifen“, gibt er zu. Ähnliche Bedenken hatten auch andere Gemeinderäte.
Lubowitzki konnte die Bedenken jedoch ausräumen. Das neue Konzept für den Waldfriedhof stelle lediglich einen Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung dar und zeige Aufgaben auf. Keinesfalls sei es eine statische Planung. Ziel sei es vielmehr, der Gemeinde die Werkzeuge und Module zur Verfügung zu stellen, mit denen zielgerichtet auf zukünftige Bedarfe und Aufgaben reagiert werden könne.
Die neue Rahmenplanung soll im Entwurf im Januar oder Februar vorliegen. Dann werde sie im Gemeinderat vorgestellt. Im Anschluss werde man diese auch den Bürgern vorstellen und Möglichkeiten zum Austausch geben, kündigte Ruckh an.
Einzelne Bausteine gelte es im nächsten Schritt genauer zu betrachten, zu diskutieren und in Planungen zu gießen. Für die sanierungsbedürftige Aussegnungshalle werde bereits im kommenden Jahr ein Betrag im Haushalt eingestellt. Wie man diesen einsetze, werde zu diskutieren sein.
Einstimmig beauftragte das Gremium die Firma Weiher nun damit, das Konzept zu entwickeln. Knapp 26 500 Euro lässt sich die Gemeinde den neuen Rahmenplan für den Waldfriedhof kosten.