Regensburg (dpa/lby) – Nach langen Vorbereitungen eröffnen die Bayerischen Staatsforsten bei Mittenwald ihren ersten Naturfriedhof für Bestattungen unter Bäumen. Fernab von Friedhofsmauern sind dort künftig Beisetzungen in hölzernen Urnen möglich. Eröffnet werden soll der «Stille Wald» an diesem Montag, weitere sollen folgen, wie die Staatsforsten am Sonntag mitteilten.
«Unter dem Dach mächtiger alter Bäume können Hinterbliebene künftig von einem geliebten Menschen Abschied nehmen und im stillen Gedenken innehalten», sagte Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU). Das Konzept eines «Friedwalds» ist nicht neu, diese gibt es bereits in mehreren bayerischen Kommunen. Doch ist es der erste derartige Naturfriedhof im bayerischen Staatswald.
Das Areal liegt mehrere Kilometer vom Mittenwalder Ortszentrum entfernt in den Ausläufern des Wettersteingebirges. Grabsteine oder Grabschmuck gibt es nicht, vorgesehen sind lediglich Gedenktafeln an Bäumen.
Die «Stillen Wälder» sollen wirklich still sein: Dort wird es nach den Worten von Staatsforsten-Chef Martin Neumeyer keine forstwirtschaftliche Nutzung mehr geben. «Den Wunsch vieler Naturliebhaber, die letzte Ruhe im Wald zu finden, wollen wir aufgreifen», erklärte Neumeyer
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Kommentar
“Die Konkurrenz für die kommunalen Friedhöfe nimmt weiter zu. Da nun auch noch die Länder anfangen Friedhöfe anzubieten, sollten kommunale Friedhofsbetreiber auch diese Auswirkungen dringend für sich bewerten und mit zielgerichteten Maßnahmen etwas dagegensetzen. Eine einfache Reaktionskette, verdeutlicht den Einfluss: Entscheidet sich ein Nutzungsberechtigter für eine Beisetzung außerhalb des kommunalen Friedhofs, fehlen dort Einnahmen, zudem bleibt eine weitere Grabfläche leer, die (Pflege-) Aufwände verursacht. Das entstehende Minus drückt die Kostendeckung und verschärft damit das jährliche Defizit des Friedhofs. Schnell kommt eine Abwärtsspirale in Gang, die nur schwer wieder in Griff zu bekommen ist. Smarte Lösungen sind gefragt, um die sich zunehmend verschärfende Situation wieder in Griff zu bekommen.”
Stefan Lubowitzki, Geschäftsführer WEIHER – Die Friedhofsexperten