Quelle: Badische Zeitung, 23.10.2021, Link
Autor: Martin Wunderle
Gemeinderat hat über die Vorschläge des Planungsbüros Weiher und eine neue Fläche im angrenzenden Kurpark entschieden
Der Löffinger Friedhof soll grüner und behindertengerechter werden. Das hat der Gemeinderat vor zwei Jahren beschlossen. Das Büro Weiher, das auf Friedhofsplanungen spezialisiert ist, hat jetzt in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend erste Planungsvarianten für verschiedene Bereiche vorgestellt.
Der Trend gehe immer mehr zu Urnenbestattungen und weg von Gräbern, erläuterte Stefan Lubowitzki, Geschäftsführer, der Büros Weiher. Das habe auch Auswirkungen auf die Fläche, die gebraucht werde und biete Raum für eine Gestaltung mit mehr Grün.
Tim Kaysers von der Planwerkstatt Senner erläuterte die bisher ausgearbeiteten Pläne, nach denen Besucher barrierefrei bis zur Friedhofskapelle kommen können. Dort soll im linken Bereich, der bereits frei von Gräbern ist, ein Vorplatz entstehen, für den drei Varianten mit verschiedenen Neigungen vorgestellt wurden. Ein barrierefreier Zugang zur Kapelle sei aufgrund des Gefälles lediglich von hinten her denkbar. Hier sei man in Gesprächen mit dem Denkmalamt. Von dort soll dann auch der Zugang für den Bestatter erfolgen. Eine Rampe am Vordereingang, die aufgrund des Gefälles relativ lang werden müsste, lehne die Behörde an dem denkmalgeschützten Gebäude ab, so Kaysers.
Der Zugang von Osten soll optisch aufgewertet werden. Dazu sollen die Müllcontainer, die jetzt direkt neben dem Eingang stehen, weiter nach oben versetzt werden, so dass dort ein gepflasterter Platz und auch ein barrierefreier Stellplatz möglich sei. Von dort aus soll dann die Ost-West-Verbindung, mit Bäumen bestückt, Alleecharakter erhalten. Außerdem sollen über den Friedhof verteilt fünf dezentrale Brunnen mit Behältern zur Mülltrennung und einer Ruhebank aufgestellt werden.
Für den Eingang von Süden mit der dortigen Treppe zum Friedhofseingang hat die Planwerkstat Senner ebenfalls zwei Varianten erstellt, um über Rampen Barrierefreiheit zu erreichen. Dies wurde vom Gemeinderat allerdings als unnötig angesehen. Ein Hinweisschild auf die barrierefreien Eingänge im Westen und Osten würde genügen, so die einhellige Meinung des Gremiums.
Im Friedhof halten die Planer anonyme Urnengräber in einer gestalteten Fläche um drei Bestandsbäume für möglich. Der Verweis auf die dort Bestatteten sei mit einer Stele möglich, allerdings ohne konkrete Zuordnung, wo sich das Grab genau befindet. Auch dafür hat Kaysers drei verschiedene Varianten vorgestellt.
Diese gibt es auch für den westlich angrenzenden Kurpark. Dort sollen die vorhandenen Einzelbäume und Baumgruppen in das Konzept integriert und durch weitere Baumpflanzungen und Wege ergänzt werden. Es können Baumgräber und Stelen als pflegefreie Gräber angeboten werden. Der grüne Charakter des Parks solle erhalten bleiben. Möglich seien auch Urnengräber entlang der Friedhofsmauer und auch ein Bereich für muslimische Bestattungen soll vorgesehen werden. Die Gemeinde sei gesetzlich dazu verpflichtet, auch solche Bestattungen anzubieten, erläuterte Kaysers auf Nachfrage aus dem Gemeinderat. Da sei es besser, eine solche Fläche von vorneherein auszuweisen, als nach einer entsprechenden Anfrage in sofortigen Handlungszwang zu kommen.
Bei der anschließenden Diskussion und Abstimmung über die vorgestellten Varianten sprach Rudolf Gwinner (FDP/FW) die fehlenden Kühlräume und ein WC an und sprach sich unter anderem dafür aus, die geplante Erweiterung im Kurpark auf der unteren, relativ ebenen Fläche vorzunehmen – wohl wissend das dieser Platz für eine mögliche Aussegnungshalle freigehalten werden soll. Dafür sind ihm aber die Baukosten zu hoch, wodurch auch die Nutzer der Halle so hohe Gebühren zu entrichten hätten, dass diese kaum genutzt würde, erklärte er.
Ein Platz für Muslimische Begräbnisse
Die Gesamtkosten bezifferte Kaysers auf rund 600.000 Euro. Darin mit eingerechnet sind aber auch die Querwege für barrierefreies Begehen, die aufgrund der Grabbelegung erst in einigen Jahren zur Entscheidung anstehen, und der barrierefreie Südzugang, den der Gemeinderat gestrichen hat, so dass am Ende rund 320.000 Euro verbleiben.
Der Platz vor der Kapelle soll eine Neigung von 9 Prozent erhalten, legte der Gemeinderat mehrheitlich fest. Bei den gestalteten Urnenflächen um die Bestandsbäume legte sich der Gemeinderat mehrheitlich auf eine ovale Form fest, bei der Umgestaltung des Osteingangs auf die Variante mit dem geringsten Flächenverbrauch und bei der Erweiterung im Kurpark auf den oberen Bereich. Einhellig beschlossen wurde die Baumallee auf dem Ost-West weg, ebenso die dezentralen Versorgungsinseln. Umstritten war die Wahl der Baumart. Hier legte sich der Gemeinderat mit neun zu acht Stimmen auf etwas schmalere Säulenhainbuchen fest.
Vorgestellt wurde auch das neue Konzept für den Friedhof in Seppenhofen, der ebenfalls überplant werden soll. Hier stellte Paul Wolber (FDP/FW) den Antrag, den Entwurf zuerst bei einer Bürgerinformation vorzustellen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Diesem Antrag stimmte der Gemeinderat zu.