Quelle: Badische Neuste Nachrichten, 18.07.2022. Autor: Heiner Wirbser
Mit einem neuen Konzept soll der Bietigheimer Friedhof modernisiert werden
Bietigheim. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben sich am Donnerstagabend im Bürgerzentrum “Alter Tabakschuppen” versammelt, um sich über das neue Friedhofskonzept “Friedhof 2050” zu informieren.
Auch bei uns, so stellte der Bürgermeister Constantin Braun (parteilos) eingangs heraus, zeige sich der Wandel der Bestattungskultur. Der Wunsch nach Grabformen, die keine Pflege brauchen, und alternativen Bestattungsangeboten stelle die Gemeinde vor Herausforderungen. Deshalb habe man schon vor Jahren
beschlossen, die Gestaltung der Friedhofsanlage zu überplanen und das Freiburger Unternehmen Weiher damit beauftragt.
Aus mehreren Workshops und Bürgeranhörungen wurde ein neues Konzept erarbeitet. Bei dem, so erläuterte bei der Bürgeranhörung Landschaftsarchitektin Corinna Wassermann vom Büro “Stadt Landschaft plus Landschaftsarchitekten” aus Karlsruhe, das gesamte Spektrum der Friedhofs- und Bestattungskultur mit ihrer Ökonomie, Ökologie, Kultur, Betriebsstruktur, Satzungen sowie Bürgeransprüchen berücksichtigt wurde. In die bisherigen Planungen flossen auch viele Anregungen und Wünsche der Bürger aus dem Strategietag im Oktober 2020 und Bodenuntersuchungen ein. Künftig soll der Friedhof auch als Parkanlage ausgewiesen werden.
Im Blickpunkt der Untersuchungen und Planungen standen, so informierte der Geschäftsführer der Firma Weiher, Stefan Lubowitzki, auch die Kosten sowohl für die Gemeinde als auch für die Bürger. In Bietigheim, so Lubowitzki, seien in den vergangenen 25 Jahren die Sargbestattungen von 63 Prozent auf unter 30 Prozent, zugunsten der Urnenbestattungen, zurückgegangen. Dadurch seien viele freie Grabfelder entstanden, die das Friedhofsbild wesentlich verändern und Möglichkeiten zur Neugestaltunggeben.
Im Rahmen der Entwurfsplanungen seien verschiedene Maßnahmen vorgesehen, die jetzt schon zügig umgesetzt werden könnten. Dazu gehören zum Beispiel Hochbeete. Ebenfalls angelegt werden soll eine letzte Ruhestätte für die Urnen dessen Liegezeiten in den Stelenwänden abgelaufen sind. Integriert in der Planung ist auch die Idee von Gemeinschaftsgräbern als Ersatz für anonyme Gräber. Den Wünschen der Bürger Rechnung getragen wurde in den Planungen auch die Gestaltung von Stelen, in denen, im Gegensatz zu den bereits vorhandenen, Platz für Grablichter, Gestecke und dergleichen vorhanden sein soll.
Eingeplant ist auch eine Trauerhaltestelle, an welcher Angehörige mit Kreide letzte Wünsche und Gedanken hinterlassen können. Erneuert werden auch Nebenwege und geschwungene Wege für Baumhaine. Neu gepflanzt werden mehrere Bäume, um auch eine Baumbestattung anbieten zu können. Als weitere Option ist eine Fläche für muslimische Gräber geplant. Ebenso sind Kindergräber vorgesehen, um Still- und Fehlgeburten im Dorf bestatten zu können. Um die Konzeption umsetzen zu können, wird
empfohlen, Grabfelder nicht mehr uneingeschränkt nachbelegen zu lassen.
Grundsätzlich sollen alle Wege barrierefrei gestaltet werden. Begrüßenswert, so stellte zum Schluss Stefan Lubowitzki heraus, sei es aber auch, dass man Familiengräber möglichst erhalten und den Vorzug geben sollte. In den Vordergrund stellen will der Planer die Gräber der Ehrenbürger. Die Kosten für die Umgestaltung des Friedhofes belaufen sich auf rund 500.000 Euro.
Planung: stadt landschaft plus Landschaftsarchitekten GmbH