Quelle: NDR, 21.11.2021 06:00 Uhr
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Das Totengedenken und Abschiednehmen verändern sich zunehmend und das hat Auswirkungen auf die Friedhöfe in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Überblick am Totensonntag.
Neue Trends in der Bestattungskultur, sinkende Einnahmen und steigende Bewirtschaftungskosten bringen viele Friedhofsverwaltungen in Mecklenburg-Vorpommern in Finanznot, zudem verändert sich der Charakter der historischen Anlagen.
Wunsch nach pflegefreien Gräbern
15 Prozent der Verstorbenen werden gar nicht mehr auf dem Friedhof, sondern im Wald oder auf See beigesetzt. Zudem sind die klassischen Erdbestattungen im Sarg mit eigener Grabstelle und Grabstein selten geworden, machen noch 15 Prozent der Bestattungen aus – mit starkem Stadt-Land-Gefälle. Ungebrochen ist der Wunsch nach pflegefreien Gräbern. Die meisten Friedhöfe bieten deshalb verschiedene Formen der Urnenbestattung in Gemeinschaftsanlagen an. Weite Grünflächen prägen mittlerweile die Friedhofsanlagen, deren Bedeutung als kultureller Gedächtnis- und Erinnerungsort verloren geht, beobachtet Torsten Lange, Vorsitzender des Fachverbandes der Bestatter in Mecklenburg-Vorpommern. Er fordert ein gesellschaftliches Nachdenken darüber, den Kulturort Friedhof zu subventionieren, um der Herausforderung, Friedhöfe allein von Gebühren zu finanzieren, begegnen zu können.
Trendwende zur klimafreundlichen Bestattung
Eine Trendwende könnte auch der neu aufkommende Wunsch nach klimaneutralen Bestattungen bringen. Schon jetzt gibt es vereinzelt solarbetriebene Krematorien. Die Erdbestattung sei aber erfahrungsgemäß die klimagünstigste Bestattungsform, so Lange. Doch ob das Bewusstsein für den Klimawandel wieder zu mehr Friedhofskultur führen kann, wagt der Bestatterfachverband nicht vorherzusagen. Dazu müssten auch die Friedhöfe umdenken und Grabstellen für Erdbestattungen günstiger anbieten.
Kirchengemeinden laden zum Gedenken
Am Totensonntag oder auch Ewigkeitssonntag laden viele Kirchengemeinden in Mecklenburg-Vorpommern zum Gedenken an die Verstorbenen ein. Für Bischof Tilman Jeremias ist der Brauch, in den Gottesdiensten Kerz zu entzünden, eine schöne Form, um mit den Verstorbenen in Kontakt zu sein. Vielen Angehörigen würden die Andachten beim Umgang mit dem Tod helfen, gerade jetzt, in der bedrückenden Zeit der Pandemie, so Jeremias.